Netzwerkforum 2023

Beim diesjährigen Netzwerkforum der HAK/HAS Amstetten lag der Fokus auf Diversity, Gleichstellung und Inklusion sowie Karriere-Barrieren. Die anwesenden dritten, vierten und fünften Klassen der HAK und die Abschlussklasse der HAS ließen sich von den Standpunkten der vielfältigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer inspirieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Merisa Huremovic (5BK) und Florian Brandstetter (4AK).

Am Beginn stand ein informativer Impulsvortrag von Dr. Thomas Schneidhofer, Professor für Personalmanagement und Organisation an der Privatuniversität Schloss Seeburg. Darin beschäftigte er sich mit Fragen wie „Was bedeutet Karriere und Karriereerfolg eigentlich?“ und „Wer macht warum Karriere?“  Grundsätzlich habe jeder Mensch eine so genannte „Karriere“, ob sie erfolgreich ist, das sei eine andere Geschichte. Nicht jeder habe Karriereerfolg und für jeden bedeute Karriereerfolg auch etwas anderes. Auf dem Weg dahin gehe es nicht immer um die Leistung, die man erbringt, sondern vielmehr um die emotionale Intelligenz. Wenn man über diese verfügt und sie richtig einsetzt, stehe dem Erfolg nichts im Wege.

In der anschließenden Podiumsdiskussion teilten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre Ansichten und Erfahrungen zu Themen wie der Stellung von Frauen in Führungspositionen, u.a. bei der Polizei und in der Politik, Inklusion von Behinderten in Schule und Arbeit, Chancengleichheit bei Bewerbungen, Diversität in internationalen Firmen u.v.m. Unter ihnen: KontrInsp Christiane Blaschke (Polizeiinspektion Amstetten), Mag. Felix Denk (Legal Consultant bei Doka und Absolvent der HAK Amstetten), Mag. Kurt König (HR Umdasch Group), Landesräting Ulrike Königsberger Ludwig, Dipl. Päd. Esma Suhodolli (Gründerin KUBU), Mag. Gabriele Theuerkauf (HR Welser Profile Austria GmbH) und Mag. Klaudia Watzinger (kfm. Direktorin LK Scheibbs).

Landesrätin Königsberger-Ludwig berichtete von ihren Erfahrungen als Frau in der Politik. Sie ist der Meinung, wenn man für eine Sache brenne, dann könne man sie durchaus erreichen. Wichtig seien nur die Leidenschaft für die Sache und der Glaube an sich selbst. Sie sieht nach wie vor eine strukturelle Benachteiligung von Frauen, vor allem aufgrund der zu leistenden Care-Arbeit für Kinder oder Angehörige. Auch zum Thema Sonderschulen nahm sie Stellung. Ihre Vision sei eine „inklusive Schule“, in der differenziert wird.

Mag. Kurt gab einen Einblick in die gelebte Vielfalt im Umdasch Konzern. Die Umdasch Group verfüge bereits über 108 verschiedene Nationalitäten. Insgesamt gebe es einen Frauenanteil von 20% bei den Beschäftigten und 17% bei den Führungskräften. Er sieht aber noch Luft nach oben.

Frau Mag. Theuerkauf beschrieb den mehrstufigen Auswahlprozess von Kandidatinnen und Kandidaten und die Relevanz von Diversity am Beispiel von Welser Profile Austria GmbH. Ein diverses Team biete eine Vielfalt an Perspektiven und Ideen, was zu einer besseren Lösungsfindung bei komplexeren Aufgaben führe. Die Welser Profile Austria GmbH setze auf eine Unternehmenskultur, in der alle gleichbehandelt werden und ihr Potenzial ausschöpfen können.

Von seinem Werdegang und seinem „Kampf“ um Ausbildung erzählte Mag. Felix Denk. Durch seinen starken Willen schaffte er es trotz Sehbehinderung, nicht nur die HAK Amstetten, sondern auch ein Jus-Studium zu absolvieren. Der Gedanke, beeinträchtige oder behinderte Personen seien hilfsbedürftig und nicht leistungsfähig, müsse aus unseren Köpfen hinaus. Er wünscht sich gleiche Chancen für jeden und eine Abkehr von Separierung und Sonderbehandlung. Trotz seiner Qualifikation habe er leider immer wieder Situationen erlebt, in denen seine fachliche Kompetenz aufgrund seiner Erblindung angezweifelt wurde. Denk fordert behinderte Menschen dazu auf, für ihre Ziele zu kämpfen und nicht aufzugeben. Er sei sehr glücklich darüber, dass an seinem Arbeitsplatz bei Doka seine Fachmeinung zähle und dass er gleichbehandelt werde.

Von ihren Erfahrungen als Frau bei der Polizei berichtete Kontrollinspektorin Christiane Blaschke. Sie sprach über die „unerwünschten Nebenwirkungen“ der Quotenregelung und die veränderten Eignungskriterien für den Polizeiberuf. Hürden wie Mindestgröße, Mindestalter und Tätowierungen seien gefallen. Viel wichtiger als körperliche Stärke sei emotionale Intelligenz und das Lösen von Konfliktsituationen mit Gesprächen. Bei der Aufnahme werde auch bewusst auf Diversität im Team geachtet, allein schon wegen der Sprachenvielfalt.

Dipl. Päd. Suhodolli appellierte an die Erwachsenen, die Welt mit den Augen der Kinder zu sehen und genauso wie sie Unterschiede einfach zu akzeptieren. Gleichzeitig sollten die Eltern ihnen auch Toleranz und respektvollen Umgang mit anderen vorleben. Sie meint, Frauen mit Kopftuch hätten es nach wie vor schwerer, Karriere zu machen. Bedauerlich sei, dass Menschen wegen eines Stück Stoffs anders behandelt werden.

Mag. Watzinger schilderte die Reaktionen ihres sozialen und beruflichen Umfelds auf ihre Transsexualität. Dabei hob sie den wertschätzenden und respektvollen Umgang im LK Scheibbs hervor. Kritisch sieht sie die äußerst niedrige Frauenquote in Führungspositionen im Gesundheitswesen, die in eklatantem Missverhältnis zum hohen Frauenanteil im Personal stehe. Sie fordert mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, um Frauen Karriere zu ermöglichen.

Sowohl Schulleiter Mag. René Bremböck als auch Schulsprecher Florian Brandstetter betonten die Wichtigkeit von Diversität und Gleichstellung für die Schulgemeinschaft.

Mit einem humorvollen Statement beendete Dr. Schneidhofer beendete das Forum: „Die Situation ist hoffnungslos, aber nicht ernst“.

Im Anschluss gab es für ReferentInnen, LehrerInnen und die Mitglieder von HAK-CULT noch ein Networking bei Snacks. Organisiert wurde das Netzwerkforum 2023 von Mag. Sabine Wagner und Mag. Wolfgang Kloibhofer. Für eine vielfältige musikalische Umrahmung sorgten Mag. Matthias Mitterer, Mag. Wolfgang Kloibhofer und Mag. Johannes Weinberger.

Text: Viola PIALEK
Fotos: Mag. HelmutWURZER

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